Es wird immer wieder gerne öffentlichkeitswirksam von der gesellschaftlichen Notwendigkeit gesprochen, Menschen mit Behinderung oder Beeinträchtigung jedweder Art einzubinden und ihnen eine Lebensperspektive zu ermöglichen. Es zu sagen ist das eine, es praktisch umzusetzen, das andere. Für viele alltägliche Probleme wird man erst sensibilisiert, wenn man persönlich davon betroffen ist. So haben Mitglieder der Hennefer JU in Zusammenarbeit mit der Senioren Union am Samstag, den 09.09. sich in einem „Selbstversuch“ intensiv und auf eine ganz praktische Weise mit dem Thema Barrierefreiheit auseinandergesetzt, indem sie die Welt aus Sicht eines Rollstuhlfahrers erlebten. Dieser Perspektivwechsel ermöglichte es, uns für im Alltag bestehende Probleme zu sensibilisieren. So bremste uns der Klassiker, das oft als besonders „schön“ empfundene Kopfsteinpflaster regelmäßig aus. Bodenwellen, nicht, oder nur unzureichend abgesenkte Bordsteine, Steigungen, Treppenstufen, welche im sonstigen Alltag kaum wahrgenommen werden, stellten sich als weitere, zum Teil sicherheitsrelevante, unnötigerweise erschwerende Hindernisse heraus. Dabei sind nicht nur klassischerweise die Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer betroffen. Das Feld von Menschen, die von Barrieren und deren Auswirkungen betroffen sind, ist weitaus größer. So werden auch junge Familien mit Kinderwagen, Sehbehinderte und ältere Menschen mit Rollator in der Bewältigung ihres Alltages tagtäglich vor Herausforderungen gestellt. Zwar kann man nicht verneinen, dass sich in den vergangenen Jahren viel getan hat, doch genügt oftmals bereits alleine die Vorstellung davon, mit Barrieren konfrontiert zu werden, dass sich betroffene Menschen teilweise aus der Öffentlichkeit zurückziehen und sich somit auch sozial isolieren. Bekanntermaßen setzt die Fähigkeit, ein Problem zu lösen voraus, es zunächst zu erkennen sowie die Bereitschaft sich dessen anzunehmen. Eine Erfahrung, die wir aus unserem Vorhaben mitnehmen, ist, dass es oftmals nur eines verhältnismäßig geringen Aufwandes bedarf, um das Leben von Betroffenen im Alltag zu erleichtern. So würden schon kurzzeitige Einsätze des Bauhofes oder der Einsatz von geringen finanziellen Mitteln zu einer beträchtlichen Erleichterung bei der Bewältigung des Alltags helfen und gleichzeitig die Sicherheit im Straßenverkehr signifikant erhöhen. Oft wird der gesetzliche Auftrag zur Ermöglichung der Teilhabe in sämtlichen Lebensbereichen und Umfeld vergessen. Auch scheint es zunehmend innere Widerstände zu geben, diesem Auftrag in angemessener Weise Rechnung zu tragen oder man steht diesem berechtigten Anspruch gleichgültig gegenüber. Auch mehren sich Stimmen, welche sich anscheinend offen gegen die Inklusion aussprechen. Es ist widersprüchlich, für deutsche, sich aus christlichen Moralvorstellungen ergebende Werte zu plädieren, sich als Retter abendländischer Traditionen zu gerieren und im selben Satz Inklusion und Teilhabemöglichkeit pauschalisierend als reines, Ideologie getriebenes Vorhaben abzutun. Diesen Ausgrenzungsbestrebungen sollten wir in JU und CDU entschieden mit einer Politik, welche sich nahe an den berechtigten Bedürfnissen der Bürger orientiert, entgegentreten. Es sollte nicht bei ideologisch geprägten und hierauf begrenzten Phrasen, Bekundungen und Solidarisierungen verbleiben. Wer für christliche Werte einstehen möchte, verinnerlicht und lebt sie. Nur auf diese Weise werden sie Manifest, entwickeln Strahlkraft und können Menschen überzeugen. Wer, wenn nicht wir als JU/CDU sollten uns danach richten?
Und hier findet Ihr die Presseberichte dazu:
https://www.rundschau-online.de/region/rhein-sieg/hennef/hennef-andr-duevell-sieht-zahlreiche-huerden-fuer-rollstuhlfahrer-643600
https://ga.de/region/sieg-und-rhein/hennef/hennef-hindernisse-fuer-rollstuhlfahrer_aid-97345451
(Titelbild: Reinhard Fassbender-Senioren Union)