CDU-Fraktion besucht Schäfer Simon Darscheid in Söven

In Hennef-Söven züchtet der Schäfer Simon Darscheid die alte Rasse „Ostfriesisches Milchschaf“. Nachdem das Gebiet des Rhein-Sieg-Kreises nördlich der A3 nach mehreren Wolfsrissen rund um Much im Dezember 2019 zum Wolfsverdachtsgebiet erklärt wurde, macht er sich große Sorgen um die Gesundheit seiner einhundert Tiere.

Zum Austausch über mögliche Verbesserungen beim Herdenschutz trafen sich nun Mitglieder der Hennefer CDU-Fraktion und weitere Schäfer auf Darscheids Hof. Hier präsentierte Simon Darscheid, der auch Bezirksvorsitzender Bergisches Land des Schafzüchterverbands NRW ist, die neuen mobilen Zäune, die er durch Fördermittel der NRW-Landesregierung anschaffen konnte. Die mobilen Zäune im Wert von 7.000 Euro sind einen Kilometer lang, 120cm hoch und sollen mit 2500 Volt Wölfe von seinen Schafen und Lämmern fernhalten. Einen weiteren Antrag für stationäre Zäune hat er im Wert von 35.000€ bei der zuständigen Stelle gestellt. Herdenschutzhunde werden im Wolfsverdachtsgebiet leider noch nicht gefördert.

„Wir sind bemüht einen Ausgleich zwischen der Unversehrtheit unserer Tiere und der Rückkehr des Wolfes in die heimische Natur zu finden!“, erklärt Schäfer Simon Darscheid. „Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass auch stark gefährdete und vom Aussterben bedrohte Schafrassen schützenswert sind. Für ihren Erhalt bauen wir seit der Rückkehr des Wolfes höhere Zäune in die Landschaft, würden uns, wenn möglich, auch gerne Herdenschutzhunde kaufen und können doch Übergriffe auf unsere Herden leider oftmals nicht verhindern.“

Im Jahr 2019 gab es 1200 Wölfe in Deutschland, Schätzungen gehen für 2020 von 1600 Wölfen aus. Vom Bundesumweltministerium wurde ganz Deutschland zum Wolfserwartungsland erklärt. Im Vergleich dazu liegt eine Obergrenze im doppelt so großen Frankreich bei 500 Wölfen. Und trotzdem wird der Erhaltungszustand des Wolfs in Deutschland im gerade erschienenen „Bericht zur Lage der Natur“ des Bundesumweltministeriums weiterhin als „schlecht“ bewertet. Bisher zogen nur wandernde Wölfe durch den Rhein-Sieg-Kreis. Mit der Rudelbildung im Sauerland, Westerwald und am Mittelrhein bei Unkel, kann es jedoch bald zur Abwanderung dortiger Jungtiere und Ansiedlung eines Rudels auch vor Ort führen. Dieses würde in der Region auf Jagd gehen.

„Wir möchten die Möglichkeit haben unsere Tiere zu schützen, bevor es zu spät ist. Im Vergleich der Bundesländer können wir uns in NRW schon glücklich schätzen, aber weitere Verbesserungen können auch hier auf den Weg gebracht werden!“, so Simon Darscheid.

„Schäfer leisten mit ihren Herden einen wertvollen Beitrag zum Erhalt unserer Kulturlandschaft und den Fortbestand bedrohter Schafrassen. Der Wolf erfährt medial eine hohe Aufmerksamkeit, wobei die direkt Betroffenen, unsere heimischen Schäfer, leider oft vergessen werden. Man möchte sich nicht vorstellen, wie es ist, wenn man eines Morgens seine Herde mit mehreren getöteten und eventuell noch leidenden Tieren vorfindet. Hier muss die Politik weiter alles tun, um Schäfer zu unterstützen, sodass die Rückkehr des Wolfes nicht einseitig zu ihren Lasten erfolgt!“, erklärt Christoph Laudan, CDU-Ratskandidat nach dem Besuch bei Schäfer Darscheid.

In den letzten 30 Jahren ist die Zahl der Schafe in Deutschland um 1 Mio. Tiere zurückgegangen. In NRW leben heute noch 200.000 Schafe bei 10.000 Schafhaltern. Neben den Problemen rund um den Wolf, erzielen die Schäfer mit dem Fleisch der Schafe nur einen geringen Preis, während sich auf dem Markt vor allem billiges Fleisch aus Neuseeland findet. Heutzutage wird die Wolle nicht mehr gebraucht und stellt ein Abfallprodukt dar. Der Erlös ist so gering, dass er noch nicht einmal für den Lohn der Schafscherer genügt.

„Wenn sich die Gesellschaft einig ist, dass sie den Wolf will, sollten sowohl für die Umstände seiner Rückkehr, als auch für die Unterstützung unserer Weidetierhalter, klare Regelungen geschaffen werden. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) kam dieses Jahr im Wolfskostüm zum Karneval, aber bedauerte erst kürzlich den Verlust artenreicher Wiesen und Weiden. Für die Schäfer, die seit Jahrhunderten Wiesen für Insekten, sauberes Wasser und Vögel vor der Verbuschung freihalten, hat sie leider kein offenes Ohr“, stellt Max Heller, Sachkundiger Bürger im Hennefer Umweltausschusses, fest.

„Wir freuen uns im Rahmen unserer Reihe „Fraktion vor Ort“ von Seiten der CDU-Hennef mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten und Berufsgruppen ins Gespräch zu kommen. Denn dies hilft uns als ehrenamtlichen Kommunalpolitikern einen tiefen Einblick in bestimmte Themen zu bekommen und nach unseren Möglichkeiten bei Problemen schnell zu helfen.“, so Ralf Offergeld, CDU-Fraktionsvorsitzender.

v.l.n.r. mit coronabedingten 1,5m-Abstand: Schafzüchter Simon Darscheid, Alexander Tillmann (Much), Monika und Toni Beckemper (Neunkirchen-Seelscheid) und für die Hennefer CDU-Fraktion Ralf Offergeld, Max Heller und Christoph Laudan. (Foto: CDU-Vorsitzender Thomas Wallau)

Simon Darscheid mit seinen Ostfriesischen Milchschafen und dem neuen 120cm hohen Zaun, mit 2500 Volt und Zaunmonitor.

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