Bei strahlendem Sonnenschein und knackig kalten Minusgraden steuerte eine große Gruppe der Senioren Union Hennef das Ziel an: das nach vier Jahren umfassender Sanierung vor eineinhalb Jahren wieder eröffnete Münster in Bonn. Es war der ideale Tag, um die vielgerühmte Transparenz und Farbigkeit des Münsters zu erleben. Bevor es soweit war, bibberten wir ein bisschen in der Kälte vor der Basilika minor, ein Ehrentitel, der vom Papst verliehen wird und die Bedeutung des Münsters hervorhebt.
Aufgeteilt in zwei Gruppen zeigten und erklärten uns Frau Clemens und Herr Brummer die Schönheiten der Kirche. Die Führungen umfassten in einem Rundgang das Innere des Kirchenschiffs, den Kreuzgang und die Krypta. Gegründet wurde die Stiftskirche auf den Gräbern der frühchristlichen Märtyrer Cassius und Florentius, deren Gebeine heute in einem modernen Schrein in der Krypta aufbewahrt werden. Die eigentliche Gründung fand wahrscheinlich Ende des 8. Jahrhunderts statt. Mehr als 1000 Jahre lang bis zur Säkularisierung bestand die Stiftskirche. Die Stiftsherren, meist Söhne von Adligen teilten die Werte von Mönchen, unterschieden sich aber in einem Punkt gewaltig von ihnen, sie behielten und verfügten über ihre mitgebrachten Reichtümer und hatten Teil an den Einnahmen des Stiftes. Viele investierten in die vielfältigen Kunstwerke, die es zu bestaunen gibt. Die Kanoniker sorgten damit nicht uneigennützig für ihr eigenes Ansehen und bleibenden Ruhm.
Der wunderschöne romanische Kreuzgang war immer auch eine Begräbnisstätte und zeigt bis heute, dass er zu einer ehemaligen Klosteranlage gehörte. Die Kirche war dabei den Stiftsherren, Pröpsten und Erzbischöfen vorbehalten. Das gemeine Volk musste mit der nahe gelegenen Kirche St. Martin Vorlieb nehmen. Zurück im Kirchenschiff ließen wir die Architektur auf uns wirken, Romanik und Gotik, später Barock, Rokoko und weitere Kunststile vereinigen sich zu einem harmonischen Ganzen. Die Farbgebung in warmen Farben erhellt das ehemals dunkle Innere. Besonders, wenn die Sonne wie an unserem Tag durch die Fenster hinter dem Hauptaltar bricht, erstrahlt der Altar- und Chorraum in ungemeiner Farbpracht.
Das Münster war auch Bischofssitz der Kölner Erzbischöfe. Grundsätzlich hatten diese geistliche und weltliche Macht. Als die Kölner im 13. Jahrhundert ihren Erzbischof fortjagten und ihn seiner weltlichen Macht beraubten, residierte er fortan in Bonn. Der kostspielige Ausbau des Münsters und schließlich das Poppelsdorfer Schloss wären ohne die mutige Tat der Kölner also nie entstanden.
Eine wichtige Rolle spielt die heilige Helena, die Mutter von Kaiser Konstantin. Man schreibt ihr die Wiederauffindung der Märtyrer und die Gründung der Basilika im dritten Jahrhundert zu. Ihre Gestalt das Kreuz Christi tragend taucht mehrfach in der Kirche: als Bronzemonument, in Altargemälden und Reliefs auf.
Einen besonderen Bezug zu Hennef weist die Klais-Orgel auf. Der Orgelprospekt und die Brüstung wurden von dem Hennefer Künstler Manfred Saul Ende der sechziger Jahre gestaltet. Expressiv geschnitzte Figuren zeigen Menschen in Tätigkeiten, die in dem Jahrzehnt besonders waren, z.B. Astronaut und Herzchirurg. Wir waren sehr beeindruckt von der neu erwachten Schönheit des Münsters, ein Besuch lohnt sich.
Nach so viel geistlicher Nahrung stand der Sinn nach irdischem Genuss. Im Wirtshaus Salvator wurden uns Getränke und vornehmlich deftige Speisen schnell und freundlich serviert. Bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen schlenderten wir an den Uniwiesen entlang zu unserem Bus.
Ev Kreienbruch